Griechen. 27
Insel Lemnos, und dann entrichteten sie ihre Gelübde auf Samo-
thraze. , , , .
Durch den Hellespot führte Minerva die Männer hindurch. Bei
Kyzikos erschlugen sie Männer, die groß wie Bäume von den Ber-
gen herabkamen, und im Lande der Bebryker streckten sie auch
diese Unholde nieder.
Zu Salmydessa im Lande der Bithyner gaben zwei Argo-
nauten dem Könige Phineus und dessen Söhnen das Gesicht wieder,
und vertrieben die Harpyen von ihm.
Im thrazischen Bosphorus standen die cyanäischen Felsen,
die von den Winden unaufhörlich ? gegen einander geklappt wurden,
und die durchfahrenden Schiffe gewöhnlich zermalmten. Orpheus sang
aber, die Felsen gingen von einander, horchten entzückt seinen Tönen,
und fuhren seitdem nie wieder zusammen.
Nach mehreren anderen Abenteuern gelangten die Argonauten
endlich nach Kolchis, und Jason forderte vom Könige Aietes kühn
das goldene Vließ.
Aietes legte ihm drei Arbeiten auf: Itens mit zwei Pferden Vul-
kans, die eherne Beine hatten und Feuer spien, einen Acker des Mars
zu pflügen; 2tens des Cadmus Drachenzähne zu säen, und die aus
ihnen wachsenden Riesen zu erschlagen: und 3tens den Drachen zu er-
legen, der das goldene Vließ behütete. Des Königs Tochter Medea
kam hier dem Helden zu Hülse: gegen die wilden Pferde zauberte sie
ihm Unüberwindlichkeit an^ gegen die geharnischten Riesen gab sie ihm
einen bezauberten Stein, den er nur unter sie warf, daß sie sich ein-
ander erschlugen, und gegen den Drachen händigte sie ihm ein giftiges
Tränkchen ein.
So nahm Jason das goldene Vließ, und auch Medea setzte bei
der Abfahrt sich zu ihm in die Argo, und verließ ihren Vater. Als
dieser sie verfolgte, mordete sie am Ausflusse der Donau ihr mitgenom-
menes Brüderchen Absyrtos, und streuete dessen zerstückelte Glieder
am Gestade hin und her. Der jammernde Vater sammelte sie, und
die unnatürliche Tochter entschwand seinen Augen.
Weil Phineus den Argonauten einen andern Rückweg gerathen
hatte, so fuhren nun diese die Donau hinauf, und als die Argo nicht
weiter hinauf wollte, nahmen die Helden das schwere Fahrzeug auf
ihre Schultern, trugen es viele Tagreisen weit bis ins adriatische
Meer und segelten weiter. Aber der redende Kiel der Argo ermahnte
Jason und Medea, erst ihre Blutschuld zu sühnen, wenn sie das Va-
terland zu erstreben hofften.
Die Argonauten erblaßten, sahen die Makrobier (d. h. die lange
Lebenden), die Kimmerier, die in einer ewigen Dunkelheit am Nord-
pohl wohnen, und sogar in die Unterwelt glitt die Argo hinab. End-
lich auf der Insel der Circe, welche des Aietes Schwester war, er-
fuhren sie, daß nur am heiligen Vorgebirge Malea ihre Blutschuld
gesühnt werden könne. Aber wo lag Malea? Das wußte keiner dev
Argonauten.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Jason Aietes Jason Jason
Griechen.
31
den, nicht Folge leisteten, rüstete ganz Griechenland sich zum Kriege
gegen Troia.
Zum Anführer des Krieges ward Agamemnon, der Bruder
des Menelaus, erwählt. Nebst diesen beiden zeichneten sich aus der
alte Nestor von Pylos, der schlaue Odysseus (Ulysses) von
Ithaka, Aiax von Salamis, Aiax der Lokrer, Patroklus
von Aegina einer Insel bei Athen, Philoktetes mit des Herkules
Waffen, ein thessalischer König, Diomedes von.argos, Jdome-
neus von Creta, besonders der schnellfüßige Achilles, des Peleus
und der Thetis Sohn, der nur an der Ferse des einen Fußes verwun-
det werden konnte, weil seine Mutter ihn bei seiner Geburt mit allen
andern Gliedern in den Stix getaucht hatte; Waffen hatte seine Mut-
ter Thetis ihm von Bulcan selbst verschafft, ein göttliches Kunstwerk.
Die Griechen zogen gen Troia, 100,000 Mann stark, und schifften
sich auf 1200 Schiffen ein. Um günstige Abfahrt von Aulis zu er-
langen, sollte Agamemnon sein Töchterchen Jphigenia der Diana
opfern; als aber das Kind willig am Altäre stand, um zu bluten, er-
barmte Diana sich seiner, entrückte es in einer Wolke nach Tauris
(Halbinsel Krimm im schwarzen Meere), und bestellte die Jungfrau zu
ihrer Priesterinn dort in ihrem Tempel.
Die griechische Flotte lief aus, und Troia wurde belagert; aber
Troia hatte feste Mauern und Thürme, und die Alten verstanden sich
nicht darauf, Festungen zu erstürmen. Troia bekam Hülfe von vielen
benachbarten asiatischen Fürsten, und hatte an Hektor, einem Sohne
des Priamus, einen Anführer, der es mit dem schnellfüßigen Achilles
muthig aufnahm.
Darum dauerte die Belagerung Troia's auch 10 Jahre, und die
Griechen baueten sich Hütten am Seegestade, nicht weit von ihren
Schiffen. An eine ordentliche Belagerung Troia's wurde nicht ge-
dacht. Jeden Tag machten die Troianer Ausfälle in das Lager der
Griechen, und die Griechen stürmten jeden Tag gegen Troia, ein Theil
aber streifte immer auf dem Lande umher, Lebensmittel aufzutreiben.
Selbst die Götter fochten mit in den Schlachten zu beiden Seiten.
Einmal stritt Mars in den Reihen der Troianer, und wurde von Dio-
medes mit einem Pfeil hart verwundet. Da brüllt^ r wie zehntausend
Männer auf einmal, und Griechen und Troianer en vor Entsetzen
aus einander.
Einst raubten die Griechen dem Priester Bryses seine Tochter
Bryseis, und Agamemnon bekam sie als Beute. Da schoß Apollo
auf dem Jda die Griechen zu Tausenden nieder mit seinem ferntref-
fenden Bogen. Die Fürsten baten den Feldherrn, doch den Gott zu
versöhnen, und dem trostlosen Priester seine Tochter wieder zu geben.
Agamemnon weigerte sich anfangs; da schalt ihn Achilles besonders mit
tz. 35.
Der troianische Krieg.
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Dritter Zeitraum.
34
§- 37.
Rückkehr des Odysseus.
Odysseus mußte 10 Jahre umherirren, ehe er sein liebes Jtha-
ka wieder finden konnte. Von seinen Reiseabenteuern handelt ein an-
deres herrliches Gedicht Homer's, die Odyssee genannt. Wir wollen
die Hauptbegebenheiten nach der Zeitfolge aushebcn.
Weit verschlagen von seiner Bahn, kam Odysseus zuerst zu den
Kikonen, denen er Weiber und Schatze für seine Genossen abnahm.
Dann kam er zu den Lothop ha gen, d. h. Lotosessern, die für
immer ihre Heimatb vergessen. Odysseus trieb seine Genossen mit
Gewalt von der gefährlichen Pflanze in die Schiffe zurück.
Dann kam er nach Sicilien, und bohrte dem Cyclopen Poly-
phem im schlafe sein einziges Auge aus.
Hierauf fand er die schwimmenden äolischen Inseln. Aeolus
gab ihm einen Sack voll Wind mit, und so kam er in 9 Tagen bis
nahe vor Jthaka, wo einer der Genossen vor Neugierde den Wind-
sack öffnete. Brausend fuhren die Winde heraus und trieben die
Schiffe nach den äolischen Inseln zurück. Aeolus aber jagte den
Odysseus jetzt von sich.
Schweren Herzens kam dieser nach 6 Tagen ans Land der Lä-
strygo nen, Riesen so groß wie Berge. Diese nahmen dem Odysseus
11 Schiffe, und verzehrten die Mannschaft.
Nicht weit von da kam Odysseus mit seinem einen Schiffe nach
der Insel Aeäa, von derhalbgöttinn Circe bewohnt, welche alle Be-
sucher in Thiere verwandelte. Odysseus 22 Kundschafter verwandelte
sie in Schweine, sperrte sie in den Kosen, und schüttete ihnen Schwei-
nemast in den Trog. Aber der nachkommende Odysseus, der von
Mercurius ein Kraut gegen den Zauber erhalten hatte, zwang sie mit
dem Schwerte, seinen Freunden die Menschengestalt wieder ^u geben.
Ein ganzes Jahr blieben sie bei der Circe, und wurden köstlich be-
wirthet.
Auf der Circe Rath steuerte Odysseus nun weit in das nördliche
Meer, und stieg in die Unterwelt hinab. Hier sah er den Schatten
seiner Mutter, die vor Gram um ihn gestorben war, sah die Schatten
von Agamemnon, Achilles, Alkmene, Jokaste, Leda, Ariadne und an-
dere, sah auch der Verdammten Qualen im Tartarus, und erfuhr, wie
Frevler in seinem Hause auf Jthaka wirthschafteten.
Auf der fernern Fahrt traf Odysseus die Insel der Sirenen.
Seinen Genossen verklebte er früh genug die Ohren mit Wachs, daß
sie ihren verführerischen Gesang nicht vernehmen möchten, sich selbst
aber ließ er an den Mast binden.
Dann fuhr er zwischen der Scylla und Charybdis hindurch.
Während er eben mit Grauen ansah, wie die Charybdis Wasser ein-
schlürfte, kam er der Scylla zu nahe, und diese riß mit ihren 6 Kö-
pfen ihm 6 Gefährten aus dem Schiffe und verzehrte sie.
Mit Kummer landete er abermals in Sicilien, wo des Sonnen-
gottes heilige Rinder weideten. Widriger Winde wegen mußte er hier
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28
Dritter Zeitraum.
Sie segelten weiter, und trafen die Sirenen. Orpheus mußte
sie durch seinen Gesang Hinreißen, so daß sie sich vergaßen, und vor
Wonne sich ins Meer stürzten.
Auf der Insel Kreta trafen sie den Riesen Talos, der nur
eine Ader hatte, die durch seinen ganzen Körper ging, und unten
durch einen ehernen Nagel verschlossen war. Medea zog ihm den
Nagel aus, und er blutete sich todt.
Bald darauf erreichten die Argonauten das heiß ersehnte Males,
Jason's und Medea's Schuld wurde gesühnt, und ohne ferneres Miß-
geschick kam die Argo nach Thessalien zurück.
§- 21.
Die Zauberinn Medea.
Jason fand seinen Vater Aeson bei seiner Rückkehr blödsinnig
wieder, aber zum Glück konnte seine Gemahlinn Medea alte Leute
jung machen. Als der Mond voll war, kochte sie in der Geister-
stunde aus vielen tausend giftigen und geheimnißvollen Krautern jun-
ges Menschenblut, legte den alten Aeson in einen tiefen Schlaf und
schnitt ihm die Gurgel durch. Dann ließ sie das alte Blut aus den
Adern laufen, und füllte sie mit dem jugendlichen Blute, und nach
einigen Minuten stand der Vater jung da und wunderte sich über
sich selbst.
Dies bewog des Pelias Töchter, die Medea zu bitten, auch so
ihren Vater zu verjüngen. Medea sing ihre Arbeit an, und befahl
den Töchtern, ihrem Vater selbst die Gurgel abzuschneiden, um das
alte Blut abzuzapfen. Die Kinder thaten es mit Widerwillen. Als
er nun todt da lag, und Medea seine Adern mit frischem Blute füllen
sollte, fuhr sie auf einem Drachenwagen durch die Lüfte davon.
Dadurch sicherte sie ihrem Jason freilich den väterlichen Thron,
aber Jason trug Bedenken, nach einer so graulichen Tbat ihn zu be-
steigen, überließ ihn dem Sohne des ermordeten Pelias, Acastus
mit Namen, und zog mit Medea nach Korinth. Hier lebte er mit
ihr noch 10 Jahre, dann verstieß er die boshafte Seele und heirathete
Glauke, König Kreon's Tochter. Die wüthende Medea schenkte der
Glauke ein Hochzeitsgewand, das ihren Körper mit Flammen umgab,
so daß sie lebendig verbrannte. Dann ließ sie auf Krcon's Burg
Feuer regnen, ermordete vor Jason's Augen seine und ihre beiden
Kinder, und fuhr durch die Lüfte davon. Jason tödtete sich in Ver-
zweiflung.
Nachher ließ Medea sich in Athen nieder, und heirathete den Ar-
gcus, gebar ihm auch einen Sohn, Namens Medos, aber die
Athener vertrieben sie als Zauberinn. Nun kehrte sie nach Colchis
zurück, setzte ihren Vater, der von seinem Bruder Perses entthront
war, wieder in seine Herrschaft ein und starb mit ihm versöhnt. Me-
dos erbte das Reich Colchis, und nannte es nach sich Medien.
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Extrahierte Personennamen: Medea Jason Jason Jason Namens_Medos
29
Griechen.
§ 32.
D i e Zwillinge.
Leda, die Gemahlinn des spartanischen Königs Tyndareus,
wurde von Jupiter einmal mit zwei Eiern beschenkt, und in jedem
Ei befand sich ein Knabe und ein Mädchen, in dem einen Pollux
und Helena, in dem andern Kaftor und Klytemnestra.
Kastor und Pollux hielten als Zwillinge unzertrennlich zusammen,
und nahmen an allen Heldenthaten ihrer Zeit Theil, auch am Ar-
gonautenzuge. Als auf dieser Fahrt ein gräßlicher Sturm ^entstand,
und Alle zu den Göttern schrieen, erschienen Flämmchen über den
Häuptern der Zwillinge, und das Unwetter legte sich. Nun hießen
sie Dioskuren und wurden seitdem von den Seefahrern im Sturm
angerufen.
Pollux war unsterblich geboren, Kastor aber sterblich. Als beide
sich um zwei Schwestern, Phöbe und Ilaria, bewarben, mußten
sie mit ihren Nebenbuhlern, Idas und Lynceas (auch zwei Brüdern)
kämpfen. Kastor erlegte den Lynceus, wurde aber dafür vom Idas
erschlagen. Zwar rächte Pollux seinen Bruder durch die Ermordung
des Idas, aber dadurch bekam er seinen Bruder nicht wieder. Er
war untröstlich und flehete Jupiter an, ihm das Leben zu nehmen,
oder seine Unsterblichkeit mit dem Bruder zu theilen. Jupiter erhörte
die Bitte, und Pollux stieg nun den einen Tag mit seinem Bruder
in den Orcus hinab, um sich den andern Tag mit ihm im Olymp
des Lebens zu freuen. Am Himmel glänzen die Dioskuren als Stern-
bild der Zwillinge im Thierkreise.
Ihre beiden Schwestern Helena und Klytemnestra sind nicht
zu rühmen, wie wir bald hören werden.
§. 33.
Die Pelopiden.
Tantalus, ein König von Phrygien, lud einmal die Götter zu
Gaste, und um ihre Allwissenheit zu prüfen, setzte er ihnen unter an-
dern^ das Fleisch seines geschlachteten Söhnchens vor. Nur Ceres,
die über den Verlust ihrer Tochter Proserpina noch trauerte, aß in Ge-
danken von der einen Schulter des Kindes, aber Jupiter merkte den
Betrug, und ließ alles wieder in den Kochtopf werfen, aus welchem
die Parze Klotho das Kind wieder lebendig hervorgehen ließ, und
statt der verzehrten Schulter gab sie ihm eine andere von Elfenbein.
Pelops wanderte aus Kleinasien nach Griechenland, und erwarb
viel Besitztum in der großen südlichen Halbinsel, die deswegen nach
ihm Peloponnes (Pelopsinsel) genannt wurde. In Arkadien,
einem Ländchen dieser Insel, hatte König Oinomaus nur eine Tochter,
Hippo d am ia, die er nicht vermählen wollte, weswegen er allen ihren
Bewerbern die Bedingung stellte, mit ihm eine Wettfahrt zu Wagen zu
machen, und wenn sie von ihm besiegt würden, zu sterben. Viele Bewerber
hatten schon das Leben eingebüßt, aber Pelops bestach den Kutscher des
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Helena Kastor Schwestern_Helena Klotho König_Oinomaus
32
Dritter Zeitraum.
Harken Worten. Der gekrankte Agamemnon gab die Bryseis nun her-
aus, holte aber dem Achilles seine beste Sclavinn Chryseis aus dem
Zelte, zum Ersätze.
Nun waren Agamemnon und Achilles Feinde lange Zeit; Achilles
zog mit seinen Leuten sich auf seine schwarzen Schiffe zurück und nahm
an den Schlachten der Griechen nicht mehr Theil.
Als das die Trojaner merkten, kamen sie kecker hervor, und Hek-
tor hieb die Griechen schaarenweise nieder. Endlich wurden die Grie-
chen sogar aus ihrem Lager vertrieben, das die Troianer in Asche leg-
ten, und mußten sich auf ihre Schiffe flüchten, aber auch in diese war-
fen die Troianer schon Feuer.
Achilles wollte sich noch immer nicht erbitten lassen, wieder mitzu-
kampfen. Endlich erlaubte er seinem Freunde und Waffengenossen Pa-
troklus, seine Rüstung anzulegen,^ und so die Troianer zu schrecken.
Patroklus trat also wie Achilles gerüstet auf den Kampfplatz; erst lie-
fen die Troianer davon, aber als sie ihren Jrrthum erkannten, wurde
Patroklus von Hektor erschlagen, und dieser triumphirte nun in Achill's
erbeuteter Rüstung.
Nun hielt sich Achilles nicht langer. Er ließ sich von seiner Mut-
ter Themis neue Waffen geben, von Vulcan kunstvoll gemacht, Mi-
nerva stärkte ihn durch die Götterkost (Ambrosia und Nektar), und so
trat Achilles wieder auf und erschlug den tapfern Hektor, schleifte auch
noch seine Leiche rings um Troia.
Nachts schlich sich der alte König Priamus ins griechische Lager,
kniete vor Achilles und bat um die Leiche seines geliebten Sohnes.
Der gerührte Achilles gab sie ihm.
Die Zwietracht Achill's und Agamemnon's hat ein berühmter grie-
chischer Dichter, Homer, in einem schönen Gedichte besungen, welches
die Jliade heißt.
Achilles selbst wurde endlich von Paris in der Ferse getroffen,
von der Mauer herab und starb. Den Paris aber traf Philoktetes
mit einem Pfeile, der in das Blut der lernaischen Schlange getaucht
war.'
Und noch immer wollte Troia nicht fallen. Es war eine alte
Weißagung, Troia könne nicht erobert werden, so lange es das Pal-
ladium (ein hölzernes Bild der Göttinn Minerva, die bei den Grie-
chen Pallas hieß) besitze. Nun hatte Odysseus mit einigen Genoffen
schon längst das Palladium aus Troia gestohlen, und doch konnten sie
sich der Stadt noch nicht bemächtigen.
Endlich baueten die Griechen ein hölzernes Pferd, so groß, daß es
durch kein Stadtthor ging, ließen es auf dem freien Felde stehen und zo-
gen ab. Jedoch versteckten sie sich nur hinter der Insel Tenedo s, und
in dem Bauche des Pferdes waren mehrere Fürsten der Griechen verbor-
gen. Ein zurückgebliebener Grieche, Sinon, der sich absichtlich fangen
ließ, redete den Troianern ein, das hölzerne Pferd hätten die Griechen
bauen müssen, auf Befehl der Pallas, zum Ersätze für das geraubte Palla-
dium. Die bethörten Trojaner, um ihrer Stadt die schützende Kraft die-
ses Baues zu verschaffen, rissen einen Theil ihrer Stadtmauer ein, zogen
das hölzerne Thier in die Stadt und überließen sich der tollsten Freude.
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G c i.e ch e n.
In der Nacht stiegen die Fürsten aus dem Bauche des Pferdes,
und öffneten die Lhore der Stadt. Die zurückkehrenden Griechen zo-
gen in die Stadt ein, und Troia wurde in Asche gelegt.
Einzelne Haufen Troianer entkamen dem Blutbade durch die Flucht.
Der fromme Äeneas, mit dem Königshause verwandt, trug seinen
alten Vater Anchises auf seinen Schultern aus der brennenden
Stadt, irrte lange in Ländern und auf Meeren umher, und fand end-
lich. einen testen Wohnsitz an der Tiber in Italien, wo er der Stamm-
vater der spatem Römer wurde, wenigstens rühmten die Römer sich
dieser hohen Herkunft. Die Zerstörung Troja's und des Aeneas Irr-
fahrten erzählt der römische Dichter Virgilius in einem berühmten
Gedichte, die Aeneide genannt.
§. 36.
Rückkehr des Agamemnon.
Als Troia zerstört war, konnten die griechischen Fürsten sich über
den Rückweg nicht einigen, sie trennten sich also, jeder nahm seinen
Weg für sich, viele irrten lange umher, und mehr als die Halste der
Mannschaft ertrank.
Menelaus nahm bei der Eroberung Troia's seine Helena wie-
der zu sich, söhnte sich mit ihr aus, und führte sie nach einer Irr-
fahrt von 7 Jahren wieder nach Sparta.
Agamemnon nahm Kassandra, des Priamus prophetische
Tochter, mit sich, und als er nach langem Jrrsal das väterliche My-
cene erreichte, wurde er bei der ersten erquickenden Mahlzeit von Ae-
gisthus, des Thyestes Sohne, ermordet; denn diesen hatte die scham-
lose Klytemnestra in der Abwesenheit ihres Mannes geheirathet.
Auch Kassandra wurde gemordet. Agamemnon's Söhnchen Orestes
sollte dasselbe Schicksal haben, aber ihn verbarg seine Schwester Elek-
tra, und sandte ihn heimlich zu ihrem Oheim Strophios, Fürsten
von Phocis. Hier gewann Orestes den Pylades lieb, so daß ihre
Freundschaft im ganzen Alterthum zum Sprichworte wurde.
Als Orestes erwachsen war, kehrte er zurück und ermordete den
Aegisthus und seine Mutter Klytemnestra.
Nach vollbrachter That, nach Sättigung der Rache, ergriffen ihn
die Furien und trieben ihn in die Welt umher: nirgends hatte er
Ruhe. Sein Pylades begleitete ihn. Apollo's Priesterinn zu Delphi
versprach ihm Linderung, wenn er die Schwester aus Tauris nach
Hause führen würde. ' Orestes meinte, es sei Apollo's Schwester
Diana gemeint.
Als Orestes mit Pylades in Tauris ankam, sollte einer von ih-
nen nach Landessitte der Diana zum Opfer geschlachtet werden: da
erkannte die Priesterinn Jphigenia ihren Bruder Orestes und kehrte
mit ihm und Pylades nach Mycene zurück. Orestes war beruhigt,
heirathete^Hermione, Tochter des Menelaus und der Helena, und
wurde später noch König von Sparta. Pylades vermählte sich mit
Elektra.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Helena Agamemnon Kassandra Kassandra Diana Jphigenia
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sparta Helena Sparta
Griechen.
35
einen Monat verweilen, die Lebensmittel gingen aus, und als er ein-
mal schlief, schlachteten die Genossen einige Kühe des Sonnengottes
und machten sich süße Braten. Odysseus eischrak, nach 6 Tagen se-
gelte er weiter, und als er auf der Höhe des Meeres war, sandte Ju-
piter ein gar schreckliches Ungewitter, zündete durch einen Blitz das
Schiff an, und alle Gefährten des Odysseus ertranken; er selbst band
den Kiel und Mast zusammen, und wurde den 10ten Tag an die
Insel der Kalypso getrieben.^
Diese freundliche Nymphe hiölt ihn 7 Jahre bei sich, und entließ
ihn ungern auf Götterbefehl.
Er bauete sich ein Floß von Fichtenbaumen, und wagte sich aufs
Meer. Am 18ten Tage sah er die Insel der Phaaken (Corfu)
vor sich, aber Neptun erregte ihm noch einen Sturm, sein Floß ging
aus einander, und er erreichte schwimmend nur mit Noth die Insel.
Alcinous, König der Phaaken, nahm ihn gastfrei auf, gab ihm
Kleider, veranstaltete ihm viele Gastmahle und Kampfspiele, und end-
lich ließ er ihn, mit Geschenken überhäuft, durch ein Schiff nach Jthaka
bringen, welches nicht fern lag. Schlafend wurde Odysseus dort aus-
gesetzt nebst seinen Geschenken.
Hier entdeckte er sich erst nur seinem Sohne Tele mach, der
ihn als ein Bettler in sein Haus einführte. Da saßen in seinem
Saale an 100 benachbarte Fürsten und Fürstensöhne, welche schon seit
Jahren Odysseus treues Weib Penelope mit Heirathsantragen ge-
plaget hatten, da ihr Mann doch nimmer zurückkehren werde aus dem
Lande der Troer. Täglich praßten sie von Odysseus Habe, und dro-
heten, so lange zu prassen, bis Penelope einen aus ihnen gewählt ha-
den würde.
Eines Tages forderte Penelope die Gaste auf, ihres Odysseus
alten Bogen zu spannen und den Pfeil durch die Oehre von 12 hin-
ter einander aufgerichteten eisernen Stäben zu schießen, wie er ehemals
oft gethan: wer von ihnen solches vermöge, den wolle sie heirathen.
Aber keiner der Fürsten war dazu im Stande. Da ließ Odysseus,
der als Bettler gekleidet an der Schwelle des Saales saß, sich
den Bogen geben, spannte ihn mit Leichtigkeit, und jagte den Pfeil
durch die Oehre, dann aber im Hui einen zweiten Pfeil dem frechsten
Gaste in die Brust, daß er zusammenstürzte. Und mit donnernder
Stimme gab er sich den Frevlern zu erkennen, sein Sohn Telemach
warf ihm schnell die Waffen um, verriegelte alle Ausgänge, und trat
mit zwei treuen Dienern an seine ^>eite. So lange ließ Odysseus seine
Pfeile fliegen, bis alle Frevler mir ihren Leichen den Boden bedeckten.
Nach vollbrachtem blutigen Werke gab Odysseus sich der treuen
Penelope zu erkennen, und regierte über Jthaka noch viele Jahre. Er
wurde zuletzt von Telegonus, einem Sohne der Circe, in einem Ge-
fechte getödtet. — Jthaka, eine der jonischen Inseln, heißt jetzt
Theaki.
\
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
Griechen.
21
nem diamantenen Sichelschwerte, das Vulcan ihm gemacht hatte, den
Hals ab. Er nahm das Medusenhaupt mit, und als die Gor-
gonen, Medusa's Schwestern, ihn verfolgten, flog er durch die Lust
vermittelst der Flügelschuhe, die Mercur ihm geliehen, und kam nach
Africa.
Hier besah er die goldenen Aepfel im Garten der Hesperiden,
der Tochter des Königs Atlas. Als Atlas ihn hindern wollte, hielt
er ihm sein Medusenhaupt vor, und Atlas wurde ein Steingebirge,
das von nun an das Himmelsgewölbe tragen mußte.
In Phönizien fand er die Prinzessinn Andromeda von Nym-
phen an einen Felsen geschmiedet, weil sie mit ihrer Mutter Ca ssiope
sich gerühmt hatte, diese an Schönheit zu übertreffen. Perseus be-
sreiete sie von ihren, Ketten, und sie wurde seine Gemahlinn. Als bei
seiner Hochzeit ihr früherer Verlobter heranstürmte, hielt Perseus ihm
das Medusenhaupt vor, und versteinerte ihn.
Er kehrte nun nach Seriphos zurück, und sein bisheriger Erzie-
her Polydektes wollte aus Furcht vor seiner Macht ihn aus dem Wege
räumen. Ungern verwandelte Perseus den Wohlthäter seiner Jugend
in einen Stein durch das Medusenhaupt.
Als er hörte, daß sein Großvater Akrisius von dessen Bruder
Prötus entthront fey, eilte er hin, und setzte ihn wieder in sein Reich
eim Der nun versöhnte Großvater hieß ihn herzlich willkommen, und
ergötzte sich oft an den Waffenübungen seines starken Enkels. Als
dieser sich aber einmal mit Scheibenwerfen übte, flog die schwere Scheibe
dem Greise an den Kopf und tödtete ihn. Perseus wurde schwer-
müthig, verließ Argos und gründete in der Nähe eine neue Stadt
Mycene, die er als König beherrschte.
Die Griechen glaubten, mancher Mensch sei vom Schicksal zu
schlechten Thaten bestimmt gegen seinen Willen. Fatum nannten sie
dieses blinde Schicksal, und sie meinten, auch die Götter könnten sol-
ches nicht abändern,
Als Perseus starb, vermachte er das Medusenhaupt seiner Schü-
tzerinn Minerva, die es auf ihren Schild, die Aegide genannt,
heftete.
Perseus hinterließ 3 Söhne, Sthenelus, Alceus und Elec-
trion. Von ihnen wissen die Dichter wieder viel zu erzählen.
Herkules.
König Alceus von Mycene hinterließ einen Sohn, Namens Am-
phitryon, der sich mit seiner Base Alkmene, seines Oheims Elcc-
trion Tochter, vermählte. Jupiter beschloß, diesem Paare einen Göt-
tersohn zu geben, der alle seine Nachbarn beherrschen sollte, und be-
schwur es beim Styx. Als die erbitterte Juno dies hörte, eilte sie,
daß zuvor dem Könige Sthenelus in Argos ein Sohn Eury-
stheus geboren wurde, auch aus Perseus Geschlechte. Alkmenens Sohn,
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Extrahierte Ortsnamen: Africa Argos Sthenelus Alceus Argos
22
Dritter Zeitraum.
Herkules, wurde zu spat geboren, und war nun der Herrschaft des
Eurystheus untergeordnet.
Schon in der Wiege erwürgte Herkules zwei Schlangen, die ihm
Juno schickte. Er wurde von den Centauren erzögen, die oben
Mensch, unten Pferd waren. Als er 18 Jahr alt war, kam er an
einen Scheideweg, und ihm begegneten die Lust und die Tugend;
beide luden ihn ein, zu folgen. Herkules entschied sich für düe Tu-
gend (die freilich nicht die christliche Tugend war), und von nun an
war sein Leben eine Kette schwerer Arbeiten.
Auf dem Berge Kithäron erschlug er einen Löwen, und kam
nach Theben zum Könige Kreon, den er von einem harten Tribute
an die Orchomenier befreiete. Dafür gab dieser ihm seine Tochter
Me gara zur Frau. Aber die feindselige Juno hauchte ihm eine Toll-
wuth ein, daß er sein Weib und seine acht Kinder für seine Feinde
ansah, und sie alle mordete. Bald erkannte er seinen Jrrthum, wurde
schwermüthig und fragte die Götter um Rath, was er thun müsse,
seine Schuld zu sühnen. Man sagte ihm, er müsse dem Eurystheus
in 12 schweren Werken dienen.
Ungern zog Herkules an den Hof des Eurystheus. Die 12 ihm
von demselben aufgelegten Werke, unter dem Namen der zwölf Ar-
beiten des^Herkules bekannt, sind folgende:
1. Er tödtete den nemeischen Löwen, und dessen Haut trug
er nachher als Kleidung.
2. Er erlegte die lernaische Schlange, welche 50 Köpfe hatte.
3. Er brachte den erymantischen Eber gebunden lebendig zum
Eurystheus, der aus Angst vor dem Ungethüm in ein Faß kroch.
4. Er sing den Hirsch der Diana auf dem Gebirge Mänalus,
und zwar lebendig; er hatte ein Geweihe von Gold.
5. Er erschoß die Stymphaliden, häßliche Sumpfvögel mit
eisernen Federn, die sie abschießen konnten.
6. Er eroberte das Wehrgehenk der Amazonenköniginn
Hippolyta.
7. Er reinigte den Stall des Augias, Königs in Elis, der
seit 30 Jahren nicht ausgemiftet war, obschon in demselben 3000 Rin-
der standen.
8. Er sing lebendig den kretischen Stier, welcher Feuer aus
seiner Nase blies.
9. Er holte die Rosse des Diomedes, Königs von Thrazien,
welchen dieser Unhold alle Fremdlinge zur Speise vorwarf.
10. Er tödtete dex drei leidigen Geryon bei Gades, und
brachte dessen treffliche Rinder seinem Gebieter.
11. Er schaffte die goldenen Aepfel der Hesperiden herbei.
12. Er holte den Höllen Hund Cerberus aus der Unterwelt
herauf.
Zwischen diesen befohlenen Arbeiten vollbrachte er noch viele auf
eigene Rechnung, die Nebenarbeiten des Herkules genannt,
z. B. er kämpfte mit den Centauren, machte den Argonautenzug mit,
von welchem unten die Rede sein soll, befreiete die Hesi'one von der
Nachstellung eines Meerungehcuers, riß bei Spanien Europa und
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